Mir Chrischta sind seit Jahrtausend Optimischta

Optimist und Pessimist im Zwiegespräch im Heilig-Kreuz Münster

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Schon von alters her hat die Fasnet im Heilig-Kreuz-Münster ihren Platz. Konsolen im Südschiff aus dem 15. Jahrhundert zeigen einen Narren, einen wilden Mann und eine wilde Frau. Auf Stuhlwangen aus der Barockzeit sind eine Narrenmutter und ein Hahnenreiter zu sehen. Und auch die heutigen Kirchgänger erwarten, dass der Pfarrer in seiner Predigt auf diesen Ausnahmezustand seiner Schäfchen an Fasnet reagiert. So ist es schon Tradition im Münster, dass die Predigt am Fasnet-Sonntag anders als sonst üblich vorgetragen wird und mit Humor zum Nachdenken anregt.

Rottweil – Pfarrer Timo Weber hielt als Optimist in diesem Jahr seine Predigt gereimt und auf schwäbisch als Zwiegespräch mit der Pessimistin Gabi Hertkorn.
Optimist: „Jetzt gucket au wie er do lacht, isch des it a wahre Pracht – dem goht`s wie mir, I bin als Chrischt aus vollem Herz an Optimischt

Pessimistin: Ha no, I wisst it was es heit, überhaupt no z‘ lachet geit, guck den a, den arma Tropf, der heult sich d‘ Auge aussem Kopf dem goht’s wie mir, i bin als Chrischt von Haus aus eher

O: So schlecht ka‘ d‘ Welt doch gar it sei, wie du se siehssch, ha heidenei es isch it älles schwarz und schwer, es isch au gelb, guck doch mol her
(zeigt gelb/schwarzes Narrenbuch).

P: Dass i net lach, mi ka’sch it kriega, links duats Schwarze überwiega“.

Die beiden unterhalten sich über Christen, die gleich vor der Kirchtüre über andere lästern und über die desolate Orgel, die jeden zweiten Ton falsch spielt und gründlich renoviert gehört.

O: „Des isch in Rottweil koi Problem, do stella mir dann ganz bequem a Körble uff an jeder Diar, und nach ra Woch, des sag i dir isch im Münschter garantiert, dia nei Orgel finanziert.“

Dann kommen die beiden auf die neue Maria in der Predigerkirche zu sprechen.

O: „In Rottweil isch des wirklich Scheene, die gelebte Ökumene. A Geba und Nehma, so wie sich’s g’hört, dass beinoh da Pfarrer Köhrer scho schwört, dass, seit Maria dort stoht er zweifelsfrei, tief im Herz katholisch sei.“

Auch die Baustelle ums Münster ist ein Thema. P: „hosch dauernd Angscht fliagsch in a Loch. Oimol isch d’Gasleitung schier explodiert, mer hot’s ganze Pfarrhaus evakuiert.“ Zur kleinen Kapelle, an der das Christkind segnend herauskommt, meinen die beiden:

P: „Des glaubsch auch bloß du – von wega, kommts Jesuskind raus und gibt oim da Sega. Des Diarle klemmt, goht nimme recht uff, i wois au it, haut do äll Johr ebbar druff.“

Über den Zustand der Kirche sinnieren sie folgendermaßen: P: „allgemei, dürft d’Kirch a weng moderner sei, dia steckt mit Harfa und mit Psalter, fescht im tiefschta Mittelalter.

O: Des kannsch jetzt so pauschal net saga, musch mol unsern Bischof fraga, der sieht, als ganz patenta Ma, dass es so net weiterganga ka. Da Zölibat findet er beispielsweise a’gstaubt und grau, womöglich kriag i no a Frau.

P: Träum weiter, des isch bisher g’scheitert, des hot jetzt sogar mi erheitert.

O: Und vielleicht stoht demnächst au, sonntags am Altar a Frau.

P: I woiß au it was des isch, dass du so optimistisch bisch.

O: Ja wer denn, wenn it mir Chrischta, sind seit Jahrtausend Optimischta. Mer muss es täglich neu probiera und derf da Glauba it verliera. Wir sind älle vo Gott geliebt, der Glück ond Lacha gibt. Mer dond in ällem Gott vertraua ond uf seine Liebe baua, der au in uns Liab entfacht ond uns lehrt: Seid froh ond lacht. Drum: Aus dem hoha Gotteshaus, nehmt dia Freud doch mit hinaus, tragt se in dia Stadt hinei, lasst uns Schwestern, Brüder sei.“

Die Akteure wurden mit viel Beifall belohnt und nach dem Gottesdienst ging es optimistisch hinüber zur Proklamation vors Alte Rathaus.




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